Neue Kaffeepreise zum 1. Juni 2023

15.5.2023
 

Wir erhöhen zum 1. Juni 2023 die Preise für unseren Kaffee. Gerne hätten wir auf diese Erhöhung verzichtet, da wir im Zuge der allgemeinen Preissteigerungen die Sorge haben, dass es für unsere Kund*innen schwerer wird sich solidarisch gehandelten Kaffee zu leisten.

Ein Rückgang der Verkäufe würde sich direkt auf die solidarische Unterstützung der zapatistischen Autonomiestrukturen und der indigenen Bewegung des Cauca auswirken.

Doch aufgrund der steigenden Kosten sowohl bei den Produzent*innen wie auch bei uns sehen wir keine andere Möglichkeit. Mit durchschnittlich 6 % haben wir jedoch den Preisanstieg so moderat wie möglich gehalten – auch wenn damit laut unserer Prognose die Preise wahrscheinlich vorerst nicht kostendeckend sein werden.

Die neuen Preise haben wir am Ende dieses Textes aufgeführt. Zunächst möchten wir euch allerdings die Hintergründe der neuen Preise genauer erklären.

Wie sich unsere Preise – bezogen auf die einzelnen Kostenpunkte – zusammensetzen, könnt ihr euch außerdem hier näher ansehen.

1. Gleichbleibende beziehungsweise höhere Preise für die Kooperativen
Wir bleiben bei den Preisen, die wir den Kooperativen beim letzten Import bezahlt haben beziehungsweise haben wir sie sogar leicht erhöht oder werden sie in diesem Jahr erhöhen.

Aufgrund der stark gestiegenen Weltmarktpreise und der ebenfalls stark gestiegenen Produktionskosten für Produzent*innen und Kooperativen, hatten wir 2021/22 unsere Einkaufspreise für den Rohkaffee aus der indigenen Bewegung des Cauca um 26 % und für den Rohkaffee aus der zapatistischen Bewegung um 38 % erhöht.

Seit Herbst 2022 fällt der börsennotierte Weltmarktpreis für Rohkaffee wieder deutlich – aktuell liegt er um etwa ein Viertel niedriger als im Frühjahr 2022. Für uns ist ein Absenken der Preise, die wir an die Kooperativen zahlen, jedoch keine Option: Einer der Grundsätze unseres solidarischen Handels ist, dass wir die Rohkaffeepreise nicht wieder senken, auch wenn der Weltmarktpreis fällt. Damit wollen wir zu einer gewissen finanziellen Planungssicherheit der Kooperativen beitragen.

Ein weiterer Grund sind die weiterhin steigenden Kosten der Produzent*innen und Kooperativen sowohl in Kolumbien als auch in Mexiko. Dies wurde bei unserem Besuch der Kooperative CENCOIC im Cauca/Kolumbien im Sommer 2022 sehr deutlich: Durch Pandemie, Inflation, Peso-Abwertung und den russischen Krieg gegen die Ukraine haben sich die Lebenshaltungskosten sowie die Produktionskosten für die widerständigen Kleinbäuer*innen seit 2020 fast verdoppelt. Außerdem konnten diese wegen zu viel Regen und viel zu kurzen Sommern in den letzten beiden Jahren nur etwa halb so viel Kaffee ernten wie in früheren Jahren. Trotz steigender Abnahmepreise hatten viele von ihnen also dennoch geringere Einnahmen – bei explodierenden Kosten. Ähnlich sah es bei unserem Besuch der zapatistischen Kaffeekooperativen im Februar 2023 aus: Alle unsere Gesprächspartner*innen in Chiapas sagten, dass sie stark unter der hohen Teuerung bei Lebenshaltung und Produktionskosten litten.

In Absprache mit den Kooperativen blieb daher der Preis für den Rohkaffee der Zapatistas beim Import Ende 2022 beim Vorjahreswert von 135 mexikanische Peso für ein Kilo. Der Preis für den Ende 2022 importierten Rohkaffee der CENCOIC wurde auf Vorschlag der Kooperative von 6,87 US-Dollar auf 7,31 US-Dollar pro Kilo angehoben – eine Steigerung um etwa 6 %. Außerdem haben wir mit den zapatistischen Kooperativen eine Anhebung des Preises auf 137 Peso für den in diesem Sommer anstehenden Import vereinbart.

Wenn wir ernst nehmen, was wir von den Kooperativen und den Produzent*innen hören, müssten wir eigentlich noch weit höhere Preise zahlen, um unserem Grundsatz zu entsprechen, den Kleinbäuer*innen ein sicheres und würdiges Einkommen zu ermöglichen. Jedoch sehen wir uns im Dilemma, dann auch unsere Verkaufspreise entsprechend erhöhen zu müssen – wodurch es auf dem kapitalistisch strukturierten Markt tendenziell immer schwieriger wird, gleichviel oder gar mehr unseres Kaffees zu verkaufen. Das wiederum wäre aber gut für die Kooperativen und die Bewegungen.

2. Lohnerhöhung und höherer Arbeitszeitbedarf
Um die durch die Inflation auch für uns gestiegenen Lebenshaltungskosten zumindest teilweise aufzufangen, haben wir unseren Brutto-Stundenlohn in mehreren Schritten von 13,50 € im Jahr 2021 auf 15 € seit November 2022 angehoben – eine Steigerung von 11 %.

Darüber hinaus haben wir unsere Gesamtarbeitszeit trotz sinkender Umsätze nicht reduziert, um notwendige (infra-)strukturelle Veränderungen und Verbesserungen durchzuführen, die uns mittelfristig besser aufstellen sollen. In den letzten Jahren hatten wir dafür immer zu wenig Zeit.

3. Umsatzrückgang führt zu höheren Kosten pro Kilo
Nach unserer deutlichen Preissteigerung im Mai 2022 zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt mitten in der beginnenden Inflation sind unsere Umsätze merklich zurück gegangen: Von rund 41,6 Tonnen 2021 auf 36,1 Tonnen 2022 – ein Minus von 13 %. Auch wenn sich die Umsätze in den letzten Monaten wieder gefangen haben, sind wir noch ein gutes Stück von den Verkaufszahlen vor der Preissteigerung entfernt.

Dadurch, dass wir aktuell eine geringere Menge Kaffee verkaufen, aber einige Kosten wie etwa Miete oder Lohnkosten gleich hoch bleiben, sind die Kosten aufs Kilo Kaffee gerechnet höher geworden.

4. Höherer Rohkaffeepreis führt zu mehr Krediten und höheren Zinsen
Da wir den Kaffeeimport vor allem über Bank- und Direktkredite finanzieren, benötigten wir um die deutlich gestiegenen Kaffeepreise (siehe 1.) zu finanzieren eine wesentlich höhere Kreditsumme als in früheren Jahren und mussten hierfür mehr Zinsen zahlen. Dies erhöht die in jedem Kilo Kaffee enthaltenen Finanzierungskosten.

5. Preissteigerung in allen Bereichen
Durch die Inflation und andere wirtschaftliche Entwicklungen sind unsere Kosten in allen Bereichen gestiegen. So zahlen wir etwa für das Rösten, für das eine große Menge Gas benötigt wird, seit einigen Monaten 0,50 € pro Kilo. Anfang 2022 waren es noch 0,39 €. Eine Steigerung um mehr als 28 %. Eine andere deutliche Kostensteigerung entstand durch den höheren Kurs des Mexikanischen Peso: Hatten wir 2021 für das Kilo Rohkaffee an die Kooperative Yachil noch einen Gegenwert von 5,57 € gezahlt, so waren es 2022 bereits 6,31 € – also 0,74 € oder 13 % mehr – obwohl wir beide Male 135 Peso gezahlt haben.

Die neuen Preise betragen:
Für die 500g Packungen: 10,90 €
Für die 250g Packungen: 5,80 €

Preguntando Caminamos 500g: 15 €
Preguntando Caminamos 1kg: 28 €
Saak Helu und Preguntando Caminamos unverpackt: 26 € pro Kilo

Wir hoffen, dass ihr diese Erhöhungen nachvollziehen könnt und mit eurem Kaffeekauf weiterhin uns und den solidarischen Kaffeehandel mit den Zapatistas sowie der indigenen Bewegung des Cauca unterstützt.

Wenn Ihr weitere Fragen habt, meldet euch gerne bei uns.

 
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